RORSCHACH. Die Glöckner vom Jakobsbrunnen in Rorschach läuten die Glocke heute abend zum letzten Mal von Hand. Dann machen sie Winterpause. Doch von Ermüdung keine Spur: Im Frühjahr wollen die 18 Freiwilligen in die neue Saison starten.

Keine Ermüdung im Glockenhaus

Die Glöckner vom Jakobsbrunnen, Bruno Biehle (Mitte) und Alois Ambauen (rechts), und Steinmetz Christoph Holenstein, der den Jakobsbrunnen in der vergangenen Woche gereinigt und die Fugen erneuert hat. (Bild: Lea Müller)

Jeden Tag sind sie zweimal im Einsatz. Pünktlich und zuverlässig. Die 18 Freiwilligen, die sich seit sieben Monaten mit Hut und Umhang auf den Weg zum Rorschacher Jakobsbrunnen machen, um die Glocke von Hand zu läuten. Heute endet die zweite Saison. Um 18 Uhr versammelt sich das Team um «Oberglöckner» Alois Ambauen zum letzten Mal in diesem Jahr. Während der Wintermonate wird die Glocke wieder automatisch erklingen.Pilger, Touristen, EinheimischeFür die Winterpause nennt Alois Ambauen unterschiedliche Gründe. Einerseits wolle man sich der Pilgersaison anpassen, die zu Ende gehe. Auch die Pilgerherberge in St. Gallen sei im Winter geschlossen. Andererseits gehe der Jakobsbrunnen in den Winterbetrieb: Ab Mittwoch fliesse kein Wasser mehr. Und für Ambauen am wichtigsten: «Der Auftritt der Glöckner sollte in Rorschach nicht zu alltäglich werden.» Seit zwei Jahren gehören die Glöckner zum Alltagsbild in der Hafenstadt. Gibt es im Team noch keine Ermüdungserscheinungen? «Nein, im Gegenteil», winkt der Oberglöckner ab und lacht: «Wir sind alle mit Begeisterung dabei.» Die Abschlusssitzung finde zwar erst heute abend statt, aber er gehe davon aus, dass sich das gesamte Team bereit erklären wird, im Frühling 2012 in die dritte Saison zu starten.Von der Stadt Rorschach haben die Glöckner bereits grünes Licht erhalten. «Wir unterstützen ihren Einsatz gerne», sagt Stadtschreiber Bruno Seelos. Auch bei der katholischen Kirchgemeinde will Alois Ambauen nach der Sitzung um eine Bewilligung ersuchen. Das manuelle Läuten soll am 31. März 2012 beginnen und am 31. Oktober 2012 enden. Ist auch das Interesse der Bevölkerung noch vorhanden? «Das nimmt sogar zu», sagt Alois Ambauen. Immer wieder seien Pilger, Touristen und auch Einheimische als Zuschauer beim Läuten dabei. «Ich weiss gar nicht mehr, wie oft ich schon fotografiert wurde», ergänzt Glöckner Bruno Biehle und lacht.Frisch geputzt und renoviertIn der vergangenen Woche wurde der Jakobsbrunnen mit Hochdruck auf Vordermann gebracht. Steinmetz und Bildhauer Christoph Holenstein aus St. Gallen hat im Auftrag der katholischen Kirchgemeinde die Fugen des Granitsteins gereinigt und neu aufgefüllt. Auch die drei Fischfiguren, die während des vergangenen halben Jahres in der Kunstgiesserei St. Gallen neu gegossen wurden, sind wieder an ihrem alten Platz. Laut Christoph Holenstein bestehen sie jetzt nicht mehr aus einem Gipskörper und einer dünnen Kupferschicht, sondern aus Bronze. «Man sieht zwar keinen Unterschied, aber die Lebensdauer hat sich massiv verlängert», sagt der Steinmetz.